Die Lindwurmfeste ist ein außergewöhnlich großer Fels aus Kalkstein, der in Westzamonien zwischen der Süßen Wüste im Osten, dem Loch Loch im Südosten und der Hochebene von Dull im Nordwesten liegt. Bei der Lindwurmfeste handelt es sich - wie der Name schon nahelegt - um den Wohn- und Geburtsort der meisten Lindwürmer.[1]
Der Kalksteinberg zeichnet sich durch viele natürliche Höhlen und Tunnel aus, die später ausgebaut, erweitert und bewohnbar gemacht wurden. Der Berg wird stets durch den unterirdischen Vulkanismus des nahen Loch Loch beheizt. Durch die Tatsache, dass anfangs Angst und später die Lindwürmer selbst alle anderen Daseinsformen daran hinderten, die Lindwurmfeste zu betreten, leben dort ausschließlich Lindwürmer.[2] Bereits der Zutritt ist verwehrt und die einzige Ausnahme davon wurde zur größten Katastrophe in der Geschichte der Lindwurmfeste.[3] Wohl aufgrund dieser schlechten Erfahrung wurde der Zugang zur Lindwurmfeste für Nichtlindwürmer wieder strikt verboten und stets verhindert,[4] während das Verlassen und Betreten der Feste durch Lindwürmer nur zwischen Belagerungen überhaupt möglich war, aber seit deren Ende wohl dauerhaft zugenommen hat.
Bevölkerung und Fauna[]
Die intelligente Bevölkerung der Lindwurmfeste bestand ausschließlich aus Lindwürmern, deren Vorfahren den Berg aus dem Loch Loch kommend besiedelten. Zu Mythenmetz' Zeiten lebten zwischen 7000 und 8000 Lindwürmer dort, davon ca. 3000 Kinder. In den 300 Jahren davor hat es ein erhebliches Bevölkerungswachstum gegeben. Die Bevölkerungsdichte entspricht einer mittleren zamonischen Kleinstadt.[5]
Die ortsansässige Fauna ist neben diesen und ihren Haus- und Nutztieren allerdings vielseitig. Es finden sich Steinwürfchen, Felsengeier, Gebirgsgämse, Granitadler, verschiedene Pflansekten, Lindwurmfesteschnecken, Schlangen, Regenwürmer, Eidechsen, Ratten, Skorpione, Kakerlaken, Granitkäfer, Lavawürmer und Rüsselraupen.[6]
Kultur und alltägliches Leben[]
Wie schon oft erwähnt, sind die Bewohner der Lindwurmfeste nur die Lindwürmer. Sie erhielten diesen Namen von anderen Daseinsformen, von denen sie für Drachen gehalten wurden. Tatsächlich handelt es sich bei den Lindwürmern um die intelligenten Nachfahren der zamonischen Dinosaurier. Sowohl handwerklich als auch literarisch sehr talentiert, entwickelten sich die Lindwürmer schnell zu Künstlern, die sich schließlich auf das Schreiben von Literatur spezialisierten und in ganz Zamonien als begabte Schriftsteller gelten. Ihre handwerkliche Begabung setzen die Lindwürmer hauptsächlich ein, um die Lindwurmfeste auszubauen, zu befestigen oder wohnlicher zu machen, aber auch, um sich edle Gewänder und Schmuck zu fertigen.[7]
Das Zusammentreffen mit den Huldlingen zeigt, dass auf der Lindwurmfeste keinerlei Waffen getragen oder hergestellt wurden.[8] Der innere Frieden auf der Feste scheint dementsprechend unanzweifelbar gewesen zu sein und kriegerische Auseinandersetzungen fanden unter den Lindwürmern wohl nie statt.
Die allgemeine emotionale Zurückhaltung der Lindwürmer[9] macht das Leben auf der Feste geruhsam. Obwohl sie auf relativ engem Raum leben, gehen sie einander eher aus dem Weg und bleiben für sich.[10] Das Leben auf der Lindwurmfeste scheint gerade für jüngere Lindwürmer stehenzubleiben. Tatsächlich ändert sich auf der Feste fast nichts, alles ist wortwörtlich oder metaphorisch in Stein gehauen. Eine Folge der immer gleichen Routine und Umgebung ist der sog. Lindwurmfestekoller. Manche Lindwürmer beginnen, durch alles an der Lindwurmfeste abgestoßen zu werden. Selbst die alltägliche frische Luft und hohe Aussicht verursachen ihnen Übelkeit. Dieser Lindwurmfestekoller bewegt viele junge Lindwürmer, die Lindwurmfeste - manchmal für immer - zu verlassen.[11]
Jenseits der allgemeinen zamonischen Kultur, die die Lindwürmer durch ihre Literatur mit erschaffen, besitzen sie einige eigene Traditionen und Bräuche. Dazu gehören der sog. Unerwünschte Augenblick und Feste wie Hamoulimepp, Festegokken und Schuppung. Ersteres ist ein Ritual, das Lindwürmer bereits früh lernen und das jedem Lindwurm bekannt ist. Es wird nur im äußersten Notfall ausgeführt, da es einen Steinregen von der Lindwurmfeste und kleinere Lawinen verursacht.[12] Bei Hamoulimepp handelt es sich um ein Fest, das dem außerzamonischen Weihnachten nicht sehr unähnlich ist und das jährlich auf der Lindwurmfeste zum Jahresende über drei Tage gefeiert wird.
Selbstverständlich besitzen die kreativen Lindwürmer auch ihren eigenen in der Lindwurmfeste beheimateten Verlag, der allerdings wenig kreativ "Lindwurmfesteverlag" heißt.[13]
Musik[]
Im Gegensatz zur Literatur ist die Musikalität bei Lindwürmern nicht sehr stark ausgeprägt. In ihrer gesamten Kulturgeschichte brachten sie nur neun originäre primitive Instrumente hervor.[14]
Politik[]
Die Lindwurmfeste verfügt "über ein funktionierendes Sozialwesen". Das höchste politische Amt scheint das des Bürgermeisters der Lindwurmfeste zu sein.[15]
Soziale Probleme[]
Zu sozialen Problemen in der Lindwurmfeste gehören Alkoholismus, Übergewicht, Artengefährdung lokaler Fauna und Umweltverschmutzung.[16]
Geschichte[]
Wie bereits beschrieben, war der Kalksteinfelsen schon vor der Besiedelung durch die Lindwürmer von zahllosen Höhlen durchzogen, in denen die dort heimischen Steinwürfchen leben.
Außerhalb der Lindwurmfeste liegt im Südosten der gigantische Loch Loch. Da dieser unterirdisch vulkanisch beheizt wird, verließen die Dinosaurier hier nicht das Wasser, bevor alle ihre Artgenossen an Land ausgelöscht wurden. Während die Dinosaurier im Loch Loch dank vielfältiger Artdurchmischung nahezu zu einer Daseinsform wurden und sich bei ihnen vergrößerte Gehirne entwickelten, begannen bereits andere intelligente Daseinsformen, Zamonien neu zu bevölkern.
Schließlich verließen die Dinosaurier den See und da sie an dessen Wärme gewöhnt waren, suchten sie sich einen ähnlich beheizten Ort an der Oberfläche, den sie im äußersten Ausläufer des Dämonengebirges fanden, der ebenfalls durch denselben unterirdischen Vulkan beheizt wurde wie Loch Loch. Der Felsen wies zwar natürliche Höhlen und Tunnel auf, die Schutz vor der Kälte boten, doch waren diese selten höher als vier bis fünf Meter, sodass nur Dinosaurier bis zu dieser Körpergröße sich in den erwärmten Felsen zurückziehen konnten. Die übrigen Dinosaurier erfroren.
Die Dinosaurier erreichten rasch viele zivilisatorische Errungenschaften und blieben selbstverständlich nicht unbemerkt. Sie wurden von den Daseinsformen aus Siedlungen in der Umgebung gefürchtet und Lindwürmer genannt, da diese glaubten, dass es sich bei den Dinosauriern um Drachen handle. Dementsprechend wurde der Felsen Lindwurmfeste genannt. Die Dinosaurier erlernten die zamonische Sprache und nannten sich schließlich selbst Lindwürmer und ihre Heimat die Lindwurmfeste.
Die Lindwürmer blieben stets unter sich, pflegten jedoch höflichen Umgang mit den Wesen in ihrer Umgebung. Sie bauten die Lindwurmfeste immer weiter aus, schufen Wohnungen, Gänge und nach außen hin Mauern. Dabei stießen sie auf Edelsteine und -metalle, die sie verarbeiteten und als Schmuck trugen. Zusammen trugen der Reichtum und Isolationismus der Lindwürmer dazu bei, dass Legenden von unermesslichen Schätzen in der Lindwurmfeste im restlichen Zamonien entstanden. Mit der Verbreitung jener Legenden begann jene Phase in der Geschichte, die als Belagerungen der Lindwurmfeste bekannt ist.[17]
Nachdem stets alle kriegerischen Belagerungen zurückgeschlagen wurden, überlisteten die Huldlinge die Lindwürmer und in einem entsetzlichen Gemetzel wurde die Hälfte aller Lindwürmer getötet, doch bis auf den Anführer auch jeder Huldling. An diesem Tag "färbte sich die Lindwurmfeste rot vor Blut" (siehe Weiteres weiter unten).
Wie erwähnt, wurden auf der Lindwurmfeste keinerlei Waffen getragen oder hergestellt,[18] da der innere Frieden und die stetig scheiternden Belagerungen etwas derartiges nicht notwendig machten. Nach dem Gemetzel mit den Huldlingen scheinen jedoch Waffen, zumindest für Wachen und Wärter, hergestellt und ausgegeben worden zu sein.[19] Dabei handelt es sich aber nur um Stangenwaffen, die - angesichts ihrer Reichweite - wohl nicht gegen Lindwürmer, sondern gegen eventuelle Angreifer von außerhalb der Mauern konzipiert sind.
Architektur[]
Dominiert wird die Lindwurmfeste von der großen Hauptstraße, die sich spiralförmig um die gesamte Feste windet und von der alle anderen Gassen und Zugänge ins Innere abgehen.[20] So hat man auf der einen Seite der Hauptstraße meist den Berg und auf der anderen meist eine Mauer.[21] In welcher Richtung sich die Straße allerdings um die Feste dreht, ist widersprüchlich (siehe Weiteres weiter unten).
Auf der Lindwurmfeste gibt es so viele Anpflanzungen und Gärten, dass der Kalksteinfelsen aus der Ferne regelrecht grün wirkt, während der Kalkstein der Umgebung eher beige erscheint. Ein Besitzer eines solchen Gartens war Danzelot von Silbendrechsler. Sein Garten ist seit seinem Tod im Besitz von Hildegunst von Mythenmetz. Bilder aus der Graphic Novel zeigen, dass die Feste insgesamt ein relativ grüner Ort ist.
In der Architektur der Lindwürmer zeigt sich ihre Verbundenheit zu den ursprünglichen Dinosauriern und deren Zeit. Man findet überall Skulpturen verschiedener Dinosaurier sowie auch anderer Urzeittiere, z.B. Dimetrodons und Trilobiten. Der andere wichtige Einfluss scheint der architektonische Klassizismus zu sein, da sich antik anmutende Säulen und andere Gestaltungsmerkmale immer wieder finden lassen. Dies wird allerdings nur in der Graphic Novel deutlich.
Berühmte Bewohner
Bekannte Orte
- Danzelots Haus und sein stets gut gepflegter Garten
- Der Versteinerte Brachiosaurus, das einzige Gasthaus[22]
- Die Spitze der Lindwurmfeste, wo das Hamoulimepptheaterstück aufgeführt wird und auf der Danzelot sich von seiner Umnachtung kurierte[23]
Weiteres
- [24] Ob sich diese Spirale allerdings im oder gegen den Uhrzeigersinn nach oben windet, ist unklar und wird unterschiedlich dargestellt. Die Lindwurmfeste wird erst ab der Graphic Novel mit der Spiralstraße gezeigt. Erwähnt wird sie zum ersten Mal in Labyrinth der Träumenden Bücher, wo auch der erste mögliche Hinweis auftaucht (siehe Fußnote).[25] Deutlich gezeigt wird die Drehrichtung im Uhrzeigersinn in den Nahansichten der Feste in der Graphic Novel (Teil 1 S. 12, 17). Alle Fernansichten der Feste (Teil 1 Cover, S. 8, 103 & Teil 2 Cover, S. 51) zeigen das exakte Gegenteil. Wie beschrieben, wird die Lindwurmfeste durch eine Hauptstraße erschlossen, "die sich in einer Spirale vom Gipfel der Feste bis zu ihrem Sockel windet".
- Die Aussagen "die komplette Lindwurmfeste färbte sich blutrot"[26] und "das Aussehen der Lindwurmfeste für alle Zeiten verändert"[27] bedeuten eher nicht, dass die Lindwurmfeste tatsächlich seit dem Tod der Huldlinge blutrot ist.
- Für die erste Aussage müsste das Blut alle Wände und selbst die Mauern außen an der Lindwurmfeste bedeckt haben, was unwahrscheinlich klingt, da das Blut nach dem Austreten wohl eher der Schwerkraft folgend auf den Boden und so die Hauptstraße herablief. Smeik hat diese Formulierung wohl nur gewählt, um das Ausmaß der Schlacht dramaturgisch zu unterstreichen.
- Die zweite Aussage von den Unvorhandenen Winzlingen setzt voraus, dass die Lindwurmfeste seitdem niemals mehr der Witterung ausgesetzt war, was wohl kaum wahrscheinlich ist. Vermutlich beziehen sie sich also eher auf das, was die Lindwurmfeste eigentlich ausmacht. Die Lindwürmer wurden von den Huldlingen derart niedergemetzelt, dass nur die Hälfte von ihnen überlebte. Diese Ausdünnung der Bevölkerung der Lindwurmfeste kann wohl als die Änderung der Lindwurmfeste für alle Zeiten gesehen werden.
- Eine tatsächlich an dem Felsen vorgenommene dauerhafte Änderung wird wohl eher die Belagerung durch die Kupfernen Kerle gewesen sein. Durch das Ritual des Unerwünschten Augenblicks ließen die Lindwürmer schließlich Teile der Lindwurmfeste, also ihres Heims, auf die Angreifer niedergehen. Dabei muss das Aussehen der Feste deutlich verändert worden sein, da die Lindwurmfeste genügend Stein verlor, um eine gesamte Armee zu erschlagen.
Quellenangaben
- ↑ Ensel und Krete, Von der Lindwurmfeste zum Bloxberg , Die Lindwurmfeste, S. 230.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Obenwelt – I. Der silberne Faden , Die Geschichte der Lindwurmfeste, S. 46ff.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Obenwelt – I. Der silberne Faden , Die Geschichte der Huldlinge, S. 67-70.
- ↑ Das Labyrinth der Träumenden Bücher , Heimkehr zur Lindwurmfeste, S. 15.
- ↑ Weihnachten auf der Lindwurmfeste, S. 27, 34, 42.
- ↑ Weihnachten auf der Lindwurmfeste, S. 27, 55, 63.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Obenwelt – I. Der silberne Faden , Die Geschichte der Lindwurmfeste, S. 46-49.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Obenwelt – I. Der silberne Faden , Die Geschichte der Huldlinge, S. 68f.
- ↑ Das Labyrinth der Träumenden Bücher , Das Blutige Buch, S. 27.
- ↑ Das Labyrinth der Träumenden Bücher , Heimkehr zur Lindwurmfeste, S. 16.
- ↑ Das Labyrinth der Träumenden Bücher , Ovidios, S. 91.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Obenwelt – I. Der silberne Faden , Die Musik der Sterne, S. 63.
- ↑ Ensel und Krete, Von der Lindwurmfeste zum Bloxberg , Die Sinnkrise, S. 249.
- ↑ Weihnachten auf der Lindwurmfeste, S. 48f.
- ↑ Weihnachten auf der Lindwurmfeste, S. 10, 34, 53.
- ↑ Weihnachten auf der Lindwurmfeste, S. 34ff, 39, 56, 61.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Obenwelt – I. Der silberne Faden , Die Geschichte der Lindwurmfeste, S. 46-52.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Obenwelt – I. Der silberne Faden , Die Geschichte der Huldlinge, S. 68f.
- ↑ Die Stadt der Träumenden Bücher (Graphic_Novel), Teil 1, S. 16.
- ↑ Das Labyrinth der Träumenden Bücher , Das Blutige Buch, S. 27.
- ↑ Die Stadt der Träumenden Bücher (Graphic Novel), Teil 1, S. 12, 16f.
- ↑ Das Labyrinth der Träumenden Bücher , Ovidios, S. 91.
- ↑ Weihnachten auf der Lindwurmfeste, S. 47; Die Stadt der Träumenden Bücher , 41. Die Bahn der Rostigen Gnome, S. 311.
- ↑ Das Labyrinth der Träumenden Bücher , Das Blutige Buch, S. 27.
- ↑ Das Bild von Seite 28/9 zeigt Hildegunst, der die Feste verlässt und ein Blatt Papier zurücklässt. Dieses wirft als einziges Objekt einen leichten Schatten, der - da gerade Sonnenaufgang ist - nach Westen zeigt. Dies würde bedeuten, dass sich die Straße im Uhrzeigersinn von Osten aus nach oben dreht, wie auch auf S. 17 des ersten Teils der Graphic Novel zu sehen ist.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Obenwelt – I. Der silberne Faden , Die Geschichte der Huldlinge, S. 70.
- ↑ Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Untenwelt – V. Das Theater der schönen Tode , Das Bild, S. 623.